Gaius Iulius Caesar
 

Caesar berichtet in seinen bekanntesten Werk, den commentarii de bello Gallico, nicht nur über seine Kriegführung in Gallien, die zur Einbeziehung Galliens ins Römische Reich führte und den Beginn seiner persönlichen Machtentfaltung bedeutete, sondern äußert sich in mehreren etnologisch-geographischen Exkursen auch über die Menschen und Gegenden Britanniens, Galliens oder Germaniens. Über den „Hercynischen Wald“ und die dort lebenden Tiere schreibt er:

[...] multaque in ea genera ferarum nasci constat, quae reliquis in locis visa non sint; ex quibus quae maxime differant ab ceteris et memoriae prodenda videantur, haec sunt.

Bekanntlich werden in diesem [Wald] viele Arten von wilden Tieren geboren, die man in den übrigen Gegenden nicht gesehen hat; von diesen sind folgende, die sich von den übrigen am meisten unterscheiden und erwähnenswert erscheinen:

Est bos cervi figura, cuius a media fronte inter aures unum cornu exsistit excelsius magisque directum his, quae nobis nota sunt, cornibus: ab eius summo sicut palmae ramique late diffunduntur. Eadem est feminae marisque natura, eadem forma magnitudoque cornuum.

Es gibt ein Rind mit der Gestalt eines Hirsches, aus dessen Stirnmitte zwischen den Ohren ein Horn weiter und höher herausragt als die Hörner, die uns bekannt sind: von dessen Spitze verzweigen sie sich weit wie Hände und Äste. Männchen und Weibchen sehen gleich aus, die Form der Hörner und ihre Größe sind dieselben.

 

 Schülerskizzen

 

Sunt item, quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent neque quietis causa procumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere sese aut sublevare possunt. His sunt arbores pro cubilibus: ad eas se applicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. Quarum ex vestigiis cum est animadversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab radicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur. Huc cum se consuetudine reclina-verunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt.

Es gibt auch Tiere, die Elche genannt werden. Deren Aussehen und die Buntheit ihrer Felle sind Ziegen ähnlich, aber sie sind ein wenig größer als Ziegen und haben stumpfe Hörner und Beine ohne Gelenkknöchel. Sie legen sich nicht hin, um sich auszuruhen, und können sich nicht wieder aufrichten, wenn sie durch einen Stoß zu Fall gekommen sind sind. Ihnen dienen daher Bäume als Ruheplätze: Sie lehnen sich an diese an und ruhen sich, etwas zur Seite geneigt, aus. Wenn aus deren Spuren von Jägern bemerkt worden ist, wohin sie sich gewöhnlich zurückziehen, untergraben sie von den Wurzeln her alle Bäume oder sie schneiden sie an, nur so viel, dass der Eindruck erhalten bleibt, als stünden die Bäume noch. Wenn sie sich nach ihrer Gewohnheit an sie lehnen, stoßen sie die instabilen Bäume durch ihr Gewicht um und fallen mit ihnen zusammen um.

 

 

  

 

 

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Tertium est genus eorum, qui uri appellantur.  Hi sunt magnitudine paulo infra ele-phantos, specie et colore et figura tauri. Magna vis eorum est et magna velocitas, neque homini neque ferae quam conspexerunt parcunt. Hos studiose foveis captos interficiunt. Hoc se labore durant adulescentes atque hoc genere venationis exercent, et qui plurimos ex his interfecerunt, relatis in publicum cornibus, quae sint testimonio, magnam ferunt laudem. Sed adsuescere ad homines et mansuefieri ne parvuli quidem excepti possunt. Amplitudo cornuum et figura et species multum a nostrorum boum cornibus differt. Haec studiose conquisita ab labris argento circumcludunt atque in amplissimis epulis pro poculis utuntur. [...]

Eine dritte Art ist die derjenigen Tiere, die Auerochsen genannt werden. Diese sind in ihrer Größe eine wenig kleiner als Elefanten, das Aussehen, die Farbe und Figur haben sie von Stieren. Ihrer Kraft ist groß und ihre Schnelligkeit. Sie schonen weder Mensch noch Tier, das sie erblickt haben. Man tötet sie, nachdem man sie eifrig in Gruben gefangen hat. Bei dieser Anstrengung härten sich die jungen Leute ab und üben sich durch diese Art der Jagd. Wer die meisten von diesen Tieren tötet, bekommt großes Lob, nachdem er die Hörner vorgezeigt hat, die als Beweis dienen. Aber an Menschen gewöhnen und gezähmt werden können sie auch nicht, wenn sie  als noch ganz kleine Tiere gefangen werden. Die Größe der Hörner, die Figur und das Aussehen unterscheiden sich sehr von den Hörnern unserer Rinder. Man sammelt sie eifrig, fasst den Rand in Silber und gebraucht sie bei feierlichen Gelagen  als Pokale. [...]

 

 

  

 

 

 

Tiere mit dem Hirschgott Cerumnos auf dem „Kessel    von Gundestrup“, gefertigt        ca. 100 n. Chr.

 

                  

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