Zweite Fremdsprache Latein

1. Informationen zur Wahl der zweiten Fremdsprache

2. Ausspracheregeln im Lateinischen 

3. So klingt Latein

 

1. Informationen zur Wahl der zweiten Fremdsprache

Die  AES bietet den Schülerinnen und Schülern für die Wahl der zweiten Fremdsprache die Fächer Französisch, Spanisch und Latein. Für viele Betroffene ist dies keine einfache Wahl. Die Entscheidung sollte reiflich überlegt sein, da ein späterer Wechsel des Faches ohne Wiederholung eines Schuljahres in der Regel nicht möglich ist. Erst die Einführungsphase (Jg. 10) bietet wieder die Möglichkeit, die zweite Fremdsprache zu beenden und eine neue zu beginnen.

Die Lateinlehrer der AES möchten daher den betroffenen Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs und deren Eltern Hilfen für die Entscheidung zur Hand geben.

Erfahrungsgemäß wird oft die Frage gestellt:

„Wozu ist Latein gut?“

Eine Antwort wie bei den modernen Sprachen ist nicht möglich. Latein ist keine gesprochene Sprache. Latein ist eine Bildungssprache. Sie ist daher gerade im gymnasialen Bereich mit der Vermittlung grundlegender Kompetenzen von wachsender Bedeutung.

Die Ziele des gymnasialen Lateinunterrichts:

Durch die PISA-Untersuchungen wurde eine größere Öffentlichkeit mit dem Problem konfrontiert, dass viele Schüler überhaupt nicht mehr in der Lage sind, einen anspruchsvollen Text zu lesen und zu verstehen. Sorgen bereitet auch, dass inzwischen ein großer Teil der Studenten dem angestrebten Studium nicht oder nur unzureichend gewachsen ist und dies oft unter erheblichen finanziellen Verlusten abbricht.

Wenngleich der schulische Lateinunterricht keine Garantie für einen späteren Bildungs- und Berufserfolg gibt, kann er doch dazu beitragen, einem Scheitern vorzubeugen.

Eines der Ziele des Lateinunterrichts ist es nämlich, anspruchsvolle Texte, nämlich auch Texte mit langen Sätzen und abstrakten Inhalten, gründlich lesen zu lernen, zu verstehen und dazu Stellung zu nehmen. Schülerinnen und Schüler, die sich auf den Lateinunterricht einlassen, lernen so auch, die deutsche Sprache präziser und abwechslungsreicher zu gebrauchen. Der Grund liegt in der Tatsache, dass lateinische Texte nicht wörtlich ins Deutsche übertragen werden können.

Darüber hinaus eignen sich Lateinschülerinnen und -schüler durch die intensiven Beschäftigung mit dem lateinischen Vokabular und der Grammatik eine Metasprache („Sprechen über Sprache“) an, die beim Erlernen moderner Fremdsprachen unschätzbare Dienste zu leisten vermag. So gesehen ist Latein gerade kein Umweg, sondern es legt eine solide Basis und bietet den Schlüssel zum Fremdsprachenlernen überhaupt.

Auch wenn internationale wissenschaftliche Veröffentlichungen heutzutage meistens in englischer Sprache erscheinen, sollte man wissen, dass das Schulenglisch auf das Verständnis vieler wissenschaftlicher Fachausdrücke nur sehr bedingt vorbereitet. Diese Fachausdrücke stammen zum großen Teil aus der romanischen Wurzel der englischen Sprache, also letztlich aus dem Lateinischen. Bei den klassischen natur- wie geisteswissenschaftlichen Studienfächern (Medizin, Biologie, Pharmazie, Physik, Chemie, Jura, Politik, Psychologie, Sprachen, Philosophie u.a.m.) ist das nichts Neues. Einen Beleg dafür liefert aber auch die Informatik. Auch hier sind die lateinischen Wurzeln vieler Begriffe evident:  persona - computare -> Personal Computer, currere -> cursor, removere -> remove, delere -> delete, inserere -> insert etc. 

 

Welche Vorstellungen führen am häufigsten zu einer falschen Entscheidung für Latein?

 a) „Latein ist die leichteste der zur Wahl stehenden Fremdsprachen“.

Richtig ist zwar, dass die Unterrichtssprache Deutsch ist, doch muss immer auch berücksichtigt werden, dass im Lateinunterricht nicht einfach kommuniziert wird, sondern auch über für Schülerinnen und Schüler zwar interessante, aber doch oft zunächst ungewohnte  Inhalte gesprochen wird. Noch wichtiger ist hier aber der Hinweis darauf, dass im Lateinunterricht abstrahierend über Sprache selbst gesprochen wird. Gerade auch deshalb ist Latein auf den gymnasialen Bildungsbereich beschränkt und in anderen Schulformen kaum anzutreffen.

 b) „Mit Latein können  gravierende Defizite im Bereich des Deutschen ausgeglichen werden.“ 

Selbstverständlich wird im Lateinunterricht auch intensiv auf die deutsche Sprache eingegangen, doch ist die Annahme dennoch falsch, weil die Lernprogression zu Beginn des Lateinunterrichts recht hoch ist und auf den gramm. Lernstoff des Faches Deutsch aus Klasse 5 zurückgegriffen werden soll.

 c) „Latein ist für Schüler mit Lese-Rechtschreibschwäche die am besten geeignete zweite       Fremdsprache“.

An dieser Behauptung ist nur richtig, dass deutsche Rechtschreibfehler in den anzufertigenden Übersetzungen in der Sek. I nicht bei der Zensierung negativ berücksichtigt werden. Ihr steht aber die Tatsache entgegen, dass es im Lateinischen auch in der Benotung gerade auf die Schriftlichkeit ankommt und höchster Wert auf Genauigkeit gelegt wird. Latein ist eine Endungssprache. D.h. die einzelnen Wörter eines Satzes erhalten ihre Funktion innerhalb eines Satzes durch die oft aus nur ganz wenigen Buchstaben bestehenden Endungen. Bei weitgehend freier Wortstellung im Satz kommt es daher auf eine genaue Analyse kleinster Elemente entscheidend an.

 

 Welche Kinder sollten sich also für Latein entscheiden?

  • Kinder, die das Abitur machen möchten und  die Voraussetzung für eine relativ lange gymnasiale Schuldauer mitbringen. Hier sollten durchaus die Laufbahnempfehlung und die Noten in den Kernfächern am Ende der Klasse 5 beachtet werden: Die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik sollten nicht schwächer als mit befriedigend benotet sein.

  • Kinder, die später ein Hochschulsstudium aufnehmen möchten, für das ggf. eine der Latinumsqualifikationen gefordert sein könnte.

  • Kinder mit Leistungs- und Lernbereitschaft. Im Lateinischen kommt es gerade auf die ersten Lernjahre an. Sogenannte „Spätzünder“ haben nur geringe Chancen.

  • Kinder mit Konzentrationsvermögen und Ausdauer. Lateinschüler und –schülerinnen müssen es ertragen können, für ihre Anstrengungen nicht sofort belohnt zu werden.

Noch konkreter:

 

Die potentiellen Lateinschülerinnen und -schüler sollten einige der folgenden Eigenschaften und Bereitschaften mitbringen:

  • eine Sache ganz genau wissen wollen,

  • Bereitschaft zur regelmäßigem Lernen, Üben und Wiederholen,

  • Sinn für Ordnungen und Systeme (Sammlungen) haben,

  • Freude an Denkspielen, Puzzles oder Schach,

  • nicht vorwiegend  Zerstreuung und Ablenkung am Fernseher oder an Computerspielen suchen,

  • sich sinnvoll mit sich selbst beschäftigen können (lesen, musizieren etc.).

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2. Ausspracheregeln im Lateinischen

Die Fachkonferenzen können lt. Kerncurriculum selbstständig über die Anwendung der Regeln des sog. pronuntiatus restitutus (von Linguisten rekonstruierte Phonetik des klassischen Latein) oder der traditionellen und weiter verbreiteten Ausspracheregeln entscheiden. Wie die meisten anderen Schulen auch halten wir uns an die traditionellen Ausspracheregeln:

  • c   wird gesprochen wie: k
  • v   wird gesprochen wie: w
  • ae wird gesprochen wie: ä
  • oe wird gesprochen wie: ö
  • ti   wird gesprochen wie: t-i (nicht wie in: Zink)
  • sp wird getrennt gesprochen: s-p (nicht wie in Spannung)
  • ei  wird getrennt gesprochen (nicht wie Ei)
  • s   wird fasst immer wie ß gesprochen (stimmlos, d.h. nicht summend)
  • Lateinische Wörter werden auf der vorletzten Silbe betont, wenn diese lang ist. Lang ist sie, wenn sie einen langen Vokal, einen Diphthong (au, oe, ae,) oder einen von mindestens zwei Konsonanten gefolgten Vokal  enthält. Trifft dies auf die vorletzte Silbe nicht zu, so wird die drittletzte Silbe betont.

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3. So klingt Latein

Einen ungefähren Eindruck vom Klang der Sprache vermittelt folgender Videoausschnitt:

http://www.youtube.com/watch?v=6_IPqniaZR0

(Marcus Antonius spricht im Senat nach der Ermordung Caesars. Der Schauspieler hält sich allerdings nicht streng an die Ausspracheregeln.)

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