"Europa" im Mythos und in der Geschichte
Namensgeberin für den Kontinent Europa ist einem antiken Mythos nach die phönizische Königstochter Europa. Weil er in sie verliebt war, näherte sich ihr der Göttervater Zeus in Gestalt eines weißen Stieres.
Er entführte die Ahnungslose auf seinem Rücken nach Kreta. Dem Mythos nach trug seitdem der Kontinent, an dem Zeus mit Europa landete, ihren Namen. Dort gebar sie ihm den späteren kretischen König Minos und sorgte so für eine Verschmelzung der östlichen phönizischen und der westlichen kretisch-minoischen Kultur.
Der Europamythos ist bereits in der Illias Homers aus dem 8. Jh. v. Chr. zu finden. Der geographische Begriff ist seit dem 6. Jh. v. Chr. nachweisbar. Er taucht u. a. bei den griechischen Historikern vor dem Hintergrund der Versuche der persischen Großkönige auf, Griechenland zu unterwerfen. Hier steht Europa als Heimat von Freiheit, politischer Autonomie und Götterfurcht im Gegensatz zu Despotismus, menschenunwürdiger Knechtschaft und Frevel.
Seit der Eroberung Galliens durch Caesar wandert der Europabegriff geographisch vom Bereich des Mittelmeeres nach Nordwesten. Er spielt jedoch politisch angesichts der Ausdehnung des römischen Bereichs keine Bedeutung mehr. Diese gewinnt er erst wieder mit der islamischen Expansion. Er bildet hier den christlich-abendländischen Gegensatz zur islamischen Welt, die sich über Nordafrika bis nach Spanien ausdehnte.
Die eigentliche Wiedergeburt des Begriffes Europa setzt mit Karl dem Großen ein, der in bewusster Anknüpfung an das weströmische Kaisertum Europa zum Synonym für das Abendland machte und es somit auch vom byzantinischen Orient abgrenzte.
Dennoch hat es zu keinem Zeitpunkt eine feste und allgemein anerkannte geographische Eingrenzung Europas gegeben. |