Hercules in bivio - Herkules am Scheideweg

 

 

Wir kennen Herkules als Halbgott und Supermann, der die schweren Aufgaben, die ihm König Eurystheus aufgetragen hatte, geradezu spielend löste. In dieser Rolle war er auch bei den Griechen und Römern äußerst beliebt und wurde oft als Helfer in der Not angerufen.
Über ein wegweisendes Erlebnis des jugendlichen Herkules, das ein anderes Bild dieser Figur zeichnet, berichtet Prodikos von Keos (um 420 v. Chr.):

 

 

Scriptores antiqui ferunt Herculem in loca deserta isse viam vitae rectam quaerentem. Subito in bivio duae pulchrae feminae Herculi se offerunt.

Die alten Schriftsteller überliefern, dass Herkules in die Einöde gegangen ist, um den richtigen Lebensweg zu suchen. Plötzlich bieten sich an der Weggabelung zwei schöne Frauen Herkules an.

 
 

Altera, quae in vultu et habitu formarn suam prae se ferebat, haec fere dixit: „Affero tibi vitam iucundam. Si mecurn ibis, tibi omnes voluptates parabo. Semper pueri pulchri ad nutum tuum magnificas epulas tibi afferent. Si mihi parebis, numquam aegre feres, numquam vita curas feret, numquam vita tibi molesta et arduas erit.“

Die eine, die mit ihrem Aussehen und ihrer Haltung ihre Schönheit zur Schau stellte, sagte etwa folgendes: „Ich bereite dir ein angenehmes Leben. Wenn du mit mir gehst (gehen wirst), werde ich dir alle Vergnügungen bereiten. Immer werden dir schöne Jungen auf einen Wink hin großartige Speisen bringen. Wenn du mir gehorchst, wirst du es nie bereuen, nie wird das Leben dir Sorgen bereiten, nie wird das Leben für dich unangenehm und schwierig sein.“

 
 

Dum femina hanc viam Herculi offert, Hercules nomen ex ea quaesivit. „Voluptatem“, inquit, „me amici mei vocant, inimici Vitium.“

Während die Frau Herkules diesen Weg anbot, fragte Herkules sie nach ihrem Namen: „Das Vergnügen“, sagte sie, „nennen mich meine Freunde, die Feinde „das Laster.“

 
 

Tum altera femina adulescenti dubitanti appropinquavit. Hercules: „Quid tu mihi offers?“ llla: „Confer viam istius cum mea! Si tu cum Voluptate ires, putares tibi viam bonam et iucundarn esse. Nam ista negat labores aut curas hominibus esse. Mea via autem, quamquam longa et arduas est, tamen ad virtutem et gloriam ibis. Nam hominibus strenuis dei gloriam et vitam beatam obtulerunt. Nisi hi homines mihi, Virtuti, paruissent et labores suscepissent, numquam ab iis gloria aeterna accepta esset. Ista quidem Voluptas promittit viam et brevem et iucundam: re vera autem te quoque in perniciem duceret, si ei pareres. O homines, si me semper isti feminae praetulissetis, amici deorum fuissetis et vobis vita beata data esset.“

Dann näherte sich die andere Frau dem zweifelnden Jüngling. Herkules: „Was bietest du mir an?“ Jene: „Vergleiche den Weg von der da mit meinem! Wenn du mit dem Vergnügen gingest, würdest du glauben, du hättest einen guten und angenehmen Weg. Denn diese da bestreitet ja, dass es Mühen oder Sorgen für die Menschen gibt. Auf meinem Weg aber wirst du, obwohl er lang und steil ist, dennoch Ruhm und Ehre erlangen. Denn den strebsamen Menschen boten die Götter Ruhm und ein glückliches Leben. Wenn diese Menschen nicht mir, der Tugend, gehorcht hätten und Mühen auf sich genommen hätten, dann wäre niemals ewiger Ruhm von ihnen empfangen worden. Dieses Vergnügen da verspricht dir zwar einen kurzen und angenehmen Weg: in Wahrheit aber würde sie auch dich ins Verderben führen, wenn du ihr gehorchtest. O ihr Menschen, wenn ihr mich immer dieser Frau da vorgezogen hättet, dann wäret ihr die Freunde der Götter gewesen und euch wäre ein glückliches Leben gegeben worden!“

 

 

   

Und wie würde ich mich entscheiden?

Antworten in einer 8. Klasse:

1. Antwort:

Ich weiß nicht genau, wie ich mich entscheiden würde, wenn ich an Herkules Stelle stehen würde. Heute würde ich mich ganz klar für den Weg von Virtus entscheiden, auch wenn er lang und hart ist. Aber wenn ich an so einer Weggabelung stehen würde und ich müsste mich sofort entscheiden, dann würde ich ja gewaltig unter Druck stehen, da mein ganzes weiteres Leben von dieser Entscheidung abhängen würde.

  

Rekonstruktionszeichnung des Herkulestempels in Ostia

 

Deswegen bin ich schon mal froh, dass ich nicht an Herkules´ Stelle bin. Ich kann wirklichnicht genau sagen, wie ich mich entscheiden würde, da ich auch denke, dass ich in so einer Situation nicht mehr ganz so klar denken könnte, ich kann nur hoffen, dass ich mich gegen Voluptas, also für Virtus, entscheiden würde, da ich länger etwas davon hätte, und ich hätte etwas, worauf ich stolz sein kann, da ich für mein Glück gearbeitet hätte.

2. Antwort:

Ich würde mich für Virtus´ Weg entscheiden, denn diesen Weg sehe ich als den richtigen Weg. Es ist viel besser in dem Leben auf Erden zu arbeiten und nur wenig Freizeit zu haben, aber dafür das ewige Leben nach dem Tod genießen, als nur auf Erden Freude zu haben, aber dafür kein ewiges Leben.

Voluptas´ Weg klingt zu Anfang verlockend, doch wenn man darüber nachdenkt, ist es ein Weg, der nicht gut ist. Das versprechen vom Paradies ist ein Versprechen, das sie nicht halten würde. Sie versucht nur die Menschen zu überzeugen, ihren Weg zu nehmen. Mit ihrem Weg würde man sich nur ins Verderben stürzen.

3. Antwort:

Ich glaube, wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich zwischen dem Weg des Ruhmes und Glückes und dem Weg des leichten und mühelosen Lebens hin und her wechseln wollen. Dies geht aber leider nicht.

Deshalb würde ich wahrscheinlich den Weg des Ruhmes und Glückes wählen. Denn ich würde verrückt werden, wenn ich den ganzen Tag nichts Vernünftiges zu tun hätte. Spätestens nach einer Woche würde mich das Faulenzen nicht mehr glücklich machen. Außerdem will ich, wenn ich sterbe, irgendetwas in meinem Leben erreicht haben. Das hätte ich nicht, wenn ich nicht den schwierigeren Weg wählen würde.

Allerdings glaube ich von mir, dass ich, um Erfolg zu haben, verdammt lange brauchen würde. Denn für ein schnelles Vorankommen halte ich mich momentan einfach für zu wenig zielstrebig.

4. Antwort:

Nach der Sage bieten sich Herkules zwei schöne Frauen an einer Weggabelung an. Die eine, Voluptas, bietet Herkules ein schönes und gemütliches Leben an und verspricht ihm das Paradies auf Erden. Die andere, Virtus, aber warnt Herkules vor Voluptas und bietet ihm stattdessen ihren Weg an, der zwar hart und mühsam ist, aber dafür später umso mehr belhont werden würde.

Also, wäre ich an Herkules Stelle, würde ich keinen der beiden Vorschläge nehmen, denn die beiden Vorschläge gefallen mir so wirklich nicht. Meiner Meinung nach sollte es eine Frau noch geben, die die Hälften der beiden Frauen darstellt. Also eine Mischung der beiden. Für diese Frau würde ich mich dann entscheiden.


5. Antwort:

Ich denke, ich hätte auch den Weg von Virtus gewählt. Zwar ist er am Anfang schwer und unangenehm, doch sie sagt, dass nach einer harten Zeit ein Leben voll Ruhm und Tugend auf Herkules wartet, das von den Göttern gegeben worden ist. Außerdem vergleicht sie ihren Weg mit dem von Voluptas. Der Weg von Voluptas soll angeblich immer nur angenehm und einfach sein, weil Voluptas meint, dass Arbeiten nicht für die Menschen sind. Doch im Endeffekt würde Herkules sich nur selbst schaden. Virtus hat im Gegensatz zu Voluptas die Wahrheit gesagt und auch die Schattenseiten ihres Weges genannt. Deshalb würde ich mit ihr gehen. Doch das sage ich jetzt so als "Außenstehender". Wäre ich vor die Entscheidung gestellt worden, hätte mich der Weg, auf dem alles so angenehm sein soll, schon angezogen.

 

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